Franz Xaver Dressler, geboren 1898 in Aussig an der Elbe (Ustinad Labem), gestorben 1981 in Regensburg, studierte Kirchenmusik in Leipzig, Orgel bei Karl Straube. Auf Empfehlung Straubes bewarb er sich um die vakante Stelle des Stadtkantors und Organisten an der Stadtpfarrkirche in Hermannstadt. 1922 trat er diese Ämter an und gründete am Brukenthal-Gymnasium, an dem er in amtlicher Teilverpflichtung (bis 1948) das Fach Musik unterrichtete, einen neuen Knabenchor ("Brukenthal-Chor"), der bald durch regelmäßige Motettenabende, verschiedene Konzerte und Auslandstourneen zu besonderem Ansehen gelangte (er wurde 1949 durch staatliche Verfügung aufgelöst). Mit dem 1931 auf Initiative einiger Sängerinnen des A-cappella-Chors des Hermannstädter Musikvereins ins Leben gerufenen Bach-Chor konnte Dressler nach und nach alle großen oratorischen Werke aufführen. 1946 veranstaltete er ein mehrtägiges Bach-Fest. Der Bach-Chor wurde 1959 verstaatlicht, säkularisiert und 1963 der Staatlichen Philharmonie Hermannstadts, deren zweiter Dirigent Dressler wurde, angegliedert. 1955 übernahm er zusätzlich eine Dozentur an der Evangelischen Theologischen Fakultät Klausenburg/Hermannstadt (bis 1976). 1979 siedelte D. in die Bundesrepublik Deutschland aus.
Die Ausstrahlungskraft von Dresslers Musikertum drang über Hermannstadt und Siebenbürgen hinaus, vor allem in die altrum. Landesteile. Er wurde zum Initiator einer Pflege der oratorischen Musik mit außerordentlicher Breitenwirkung. Als Organist war er besonders wegen seiner Reger-Interpretationen und seiner Improvisationskunst auch außerhalb Siebenbürgens geschätzt; in Hermannstadt stellte er in Konzertreihen das Gesamtwerk J.S.Bachs und Regers vor. - Manche seiner zahlreichen Schüler, die Musiker wurden, verdanken Dressler Wesentliches in ihrer künstlerischen Entwicklung. Die Organistengeneration, die in den 40er, 50er und 60er Jahren in Siebenbürgen und Rumänien heranwuchs, ging zum Großteil durch seine Schule. Er förderte intensiv das zeitgenössische und einheimische Schaffen und setzte sich für die Pflege musikalischer Werke aus der Vergangenheit Siebenbürgens ein. Als Komponist ging Dressler von tradierten Formen und Satztechniken des Barock, spätromantischen Ausdrucksmitteln und kontrapunktischen Stil Regers aus und fand zu einer mehr vokal geprägten, unmittelbar wirkenden Musik.
Karl Teutsch
Literatur:
Karl Teutsch: Artikel Dressler, in: Lexikon der Siebenbürger Sachsen, Thaur bei Innsbruck 1993, S. 108f.